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Erfindungen und Tüfteleien

Walther Steiger wurde von seinem Sohn als ruheloser Tüftler und Erfinder beschrieben. Sogar im Schlafzimmer stand ein Zeichenbrett, damit er in schlaflosen Nächten schnell die Gedanken zu Papier bringen konnte.

Walther Steiger, 1881 -1943

Mit dem schweizer Erfinder Oskar Kiesel hatte Walther Steiger vermutlich sein erstes Patent gemeldet. Die beiden konstruierten das sogenannte "Kiesel-Rad" Hier die schweizerische Patentschrift  Nr 68418 vom 20. Dezember 1913. Zur Produktion dieser „Kieselräder“ wurde sogar die Firmenbezeichnung erweitert in: Kiesel-Rad-Werke Walther Steiger & Cie.

Viele Patente hatte Walther Steiger mit seinem Freund Fritz Cockerell gemeinsam. Damit wurden Walther Steiger und Fritz Cockerell die Erfindung einer Zweitaktbrennkraftmaschine bestätigt.

 

Patentschrift Nr. 373730

Ausgabeland: England

Ausgegeben am 22.10.1930

Fritz Gockerell und Walther Steiger  

Patentschrift Nr. 715541

Ausgabeland: Frankreich

Ausgegeben am 16.04.1931

Fritz Gockerell und Walther Steiger, München  

 

Patentzeichnung von Walther Steiger und Fritz Cockerell

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Die technische Produktion im Werk konzentrierte sich auf Kriegsbedarf und der textile Bereich rückte mehr und mehr in den Hintergrund.

Auch der bekannte Motorradkonstrukteur Fritz Cockerell kam in das Steigerwerk. Wie lange er dort arbeitete, ist nicht genau bekannt. Er baute unter Mithilfe der Arbeiter aus der Werkzeugmacherei Fahrradhilfsmotoren nach dem Zweitaktprinzip. Cockerell machte später eine geniale Erfindung: Er  konstruierte in München in den 20er Jahren ein Motorrad mit dem Namen „Megola“. Das besondere an diesem Zweirad war der Antrieb: Ein 5-Zylinder- Sternmotor. Die technische Finesse an dem Motorrad war, daß dieser im Vorderrad eingebaut war und sich während des Betriebes um die eigene Achse drehte, die gleichzeitig Kurbelwelle und Radachse war. Durch diese einmalige Lösung wurde der Konstrukteur weltbekannt. Nur ein knappes   Dutzend der seltenen „Megola-Motorräder“ haben überlebt. Mehrere gemeinsame Patente wurden auf die Namen Steiger und Cockerell eingetragen. Fritz Cockerell alleine schuf über 40 Motorenpatente auf seinen Namen.

Nachdem Walther Steiger in den 30er Jahren von der Schweiz wieder nach Ulm zurückkehrte, versuchte er in diversen Branchen Fuß zu  fassen. So ist bekannt, daß Walther Steiger vor hatte, im stillgelegten Betrieb in Burgrieden eine Holzverzuckerungsanlage zu errichten. Anfragen bei Ämtern und eventuellen Abnehmern blieben erfolglos. In Ulm sollte dann eine Fabrik entstehen zur Herstellung von Dünge- mitteln aus tierischen Abfällen wie z.B. Horn.

In dieser Zeit hatte Walther Steiger auch einige Patente und Gebrauchsmuster in München gemeldet. Beispielsweise ein Herstellungsverfahren von Veloursleder und eine besondere Treibstoffmischung. Auch die Konstruktion von Nasenkolben mit besonders guten Strömungsverhältnissen bei Zweitaktmotoren, sowie die Herstellung von Zylinderlaufbüchsen, gehörten zu seinen Erfindungen.

Mit Fritz Cockerell, der in den 20er Jahren im Steigerwerk eigene Konstruktionen verwirklichte, entwarf Walther Steiger in den Jahren 1929/30 mehrere Motoren. Ein Zweitakt-Dieselmotor und Zweitaktmotoren mit Kurbelkastenpumpe wurden 1930/31 gemeinsam patentiert.

Eine von Walther Steigers kuriosesten Erfindungen war die Fellenthaarungsmaschine. Die Schwierigkeiten bei der Tierfellverarbeitung waren Walther Steiger bekannt. In der Tat war es mühsam, Haare und Borsten von den Tierhäuten zu entfernen und die bisherige Methode mittels Schermesser befriedigte die Tierfellverarbeiter nicht. Walther Steigers Konstruktion sollte nun für diese Branche die Wende bringen. Wohl 1938 oder 1939 baute Walther Steiger mit dem Neu-Ulmer Schmiedemeister August Welte in dessen Werkstatt seine erste Fellenthaarungsmaschine. Die zum Patent  angemeldete Konstruktion war mit rotierenden Bürsten und Riffelwalzen versehen.  Weiter war an der Maschine eine Absaugvorrichtung für die Haare vorgesehen.