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Die Geschichte des

Unimog 401

 

Pressebericht aus der

Schwäbischen Zeitung

vom 28.03.2018 

 

 

 

 

Technische Daten:

Hersteller:  Daimler-Benz AG Werk Gaggenau 
Erstzulassung:  Am 11. August 1954 auf die Firma Simon H. Steiner Hopfen GmbH Laupheim 
Leistung:  25 PS bei 2350 U/min  
Motor:  4 Zylinder Diesel, Mercedes OM 636  
Max. km/h  52 km/h 
Leergewicht:  2150 kg 
Nutzlast:  1000 kg 
Nebenantriebe:  Zapfwelle hinten 
Sonderzubehör:  Fahrerverdeck, Laderaumverdeck, Sitzbänke für die Ladefläche für sechs Personen  
Zuglast: 

1./ 2. Gang – 40 Tonnen bei 3,5 / 6 km/h

3. Gang – 25 Tonnen bei 11 km/h

4. Gang – 14 Tonnen bei 20 km/h

5. Gang – 9 Tonnen bei 32 km/h

6. Gang – 6 Tonnen bei 50 km/h

 

 

Der erste Besitzer, die Firma Simon H. Steiner in Laupheim

Geschichte der Firma Steiner
(Auszüge aus dem Referat von Yitzhak Heinrich Steiner, 2002)

Im oberschwäbischen Laupheim, es liegt 23 km südlich von Ulm, befand sich eine der größten jüdischen Gemeinden in Süddeutschland. Im Jahr 1724 siedelten hier zunächst vier jüdische Familien an, vier Jahre später kamen weitere zehn jüdische Familien hinzu. Die Familien wurden mittels eines Schutzvertrages durch den Ortsherrn Carl Damian von Welden hier aufgenommen. Die Gemeinde wuchs stetig heran und in der Blütezeit war jeder vierte Laupheimer jüdischen Glaubens.Bei den ersten Familien war auch die von Victor Steiner und seiner Frau Judith Jetle. Den neuen jüdischen Mitbürgern waren zunächst nur der Handel und die Landwirtschaft gestattet. Das Recht ein Handwerk auszuüben und auch der Grundbesitz blieb den christlichen Bürgern vorbehalten. So waren einige jüdische Mitbürger als Händler und Hausierer tätig. Die Familie Steiner mit ihren Nachkommen entwickelte sich zu den einflussreichsten Familien von Laupheim.


Ein bedeutendes Jahr war 1845 für die Laupheimer Bürger: durch Dekret des württembergischen Königs Wilhelm I. wurde die Stadt in den Rang eines Bezirkshauptorts erhoben. Der seit 1838 amtierende Ortsvorsteher Johann Gottfried BRIGEL hat damals in seiner „Statistisch-geschichtlichen Beschreibung des Ortes Laupheim“ die durch die Aufwertung des Ortes ausgelösten Bewegung und Begeisterung beschrieben. Im gleichen Jahr wurde die Hopfenfirma Simon H. Steiner gegründet - als gemeinsames Unternehmen von Heinrich Steiner (1794 - 1884) und seinem Sohn Simon Heinrich (1825 - 1910). Es wird überliefert, dass Heinrich Steiner schon vor der Gründung der Firma mit Hopfen gehandelt hat.

 

 

Auf dem Ölgemälde von Karl Winghardt ist das Hopfenmagazin aus dem Jahr 1906 bzw. 1926 abgebildet. Im Hintergrund das Schloss-Groß-Laupheim, welches auch in Besitz der Familie Steiner.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zählte der Hopfenbau in Laupheim zu den üblichen landwirtschaftlichen Produkten neben Getreide, Kartoffeln, Raps, Flachs, Wicken und Klee. Überlieferte Namen von Gebäuden und Wegen erinnern noch heute an diese Zeit. Im Jahre 1869/70 gab es aber in Laupheim nur noch etwa 4 Morgen Hopfengärten, und gegen Ende des Jahrhunderts kam der Anbau ganz zum Erliegen. Dennoch wird berichtet, dass die Stadt im Jahre 1884 ein neues Hopfenhaus errichtete, welches sich freilich in kürzester Zeit als Fehlinvestition erwies. Der Handel mit Hopfen hatte allerdings länger Bestand, wie die 1845 von Sohn und Vater gegründete Firma „Simon H. Steiner, Hopfen“ beweist. Zwei weitere, zu jener Zeit gegründete Geschäfte von anderen Gliedern der Familie Steiner waren 1859 die Werkzeugfabrik von Josef Steiner (1803 – 1874, Bruder von Heinrich Steiner) und die Gerberei, später Lederfabrik, von Leopold Heinrich Steiner (1834 – 1904), einem seiner Söhne. Gemäß einem zeitgenössischen Chronisten scheint der Laupheimer Hopfenhandel gegen Ende des Jahrhunderts stark floriert zu haben:

„Umso schwungvoller wird der Hopfenhandel betrieben. Tausende von Zentnern jeder Art von diesem Artikel werden jährlich ein- und ausgeführt und nach allen Himmelsrichtungen vertrieben, bald in einzelnen Ballen bald in den größtmöglichen Wagenladungen, nachdem solche in den großen Magazinen sortiert und geschönt werden. Hierher gehören die Firmen: Louis und Lazarus Loewenthal, Sim. Heinrich Steiner, Louis Regensteiner und Sontheimer."

Zur Zeit des Aufstiegs des nationalsozialistischen Regimes war mein Vater Helmut Steiner das einzige jüdische Familienmitglied in der Firma in Laupheim. Ich selber (geboren 1931) kann mich an unser Haus an der König-Wilhelm­Strasse 6, gleich hinter dem Rathaus, und an einzelne Begebenheiten aus meinen ersten Lebensjahren in Laupheim erinnern. Im Februar 1936 übersiedelte er mit seiner Familie nach St. Gallen (Schweiz), von wo meine Mutter herstammte. Bis dahin glaubte er, wie viele andere deutsche Juden, Hitler sei eine vorübergehende Erscheinung. Die kommenden Ereignisse gaben aber seiner Entscheidung Recht: 1937 starb sein Vater Simon im Gefängnis nach einem durch Denunziation angestrengten Prozess, 1938 wurden die Laupheimer Firmen zwangsliquidiert, und 1939 brach bekanntlich der 2.Weltkrieg aus.

Vorher gelang es noch den damaligen Inhabern der beiden Firmen Sam und Julius, die beide Amerikaner waren, die flüssigen Mittel des Geschäfts nach Amerika zu transferieren. Dies geschah, indem man die Laupheimer Hopfen­lieferungen nicht mehr bezahlte. Auf dem Briefkopf der Laupheimer Firma war schon früher die Marke mit dem Davidstern abgeändert worden. Aus den Korrespondenzen jener Jahre sind die erlittenen Ängste, Aufregungen und Enttäuschungen deutlich ersichtlich.

Kurz nach seiner Übersiedelung in die Schweiz gründete Helmut zusammen mit Sam und Julius die Firma Hopfen Import und Export St. Gallen, GmbH. In einer öffentlichen Urkunde der Stadtkanzlei St. Gallen vom 26. August 1938 wurde festgehalten, dass „der neutrale Firmenname gewählt (wurde) mit Rücksicht auf die seit über 90 Jahren in Laupheim bestehende Firma Simon H. Steiner, Hopfen GmbH und besonders auch darauf, dass eine Eingliederung der St. Galler Firma als Filiale Laupheim nicht in Frage kam. Ein Jahr später begann der Krieg. Helmut weigerte sich, mit Deutschland oder den besetzten Ländern Geschäfte zu machen, obwohl es ihm von der Schweiz her im Prinzip möglich gewesen wäre. Auch eine Einfuhr von amerikanischen Hopfen in die Schweiz war unmöglich, wie überhaupt der Export von europäischem Hopfen nach Übersee total zum Erliegen kam. Anderseits wuchs der Umsatz der New Yorker Firma mit amerikanischem Hopfen gewaltig an, und im Nordwesten der Staaten wurden zwei weitere Hopfenfarmen erworben. In dieser Hinsicht ähnelte die Situation derjenigen des 1. Weltkrieges. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der jüdischen, aus Fürth geflohenen Familie Landmann ermöglichte S.S.Steiner, der größte Hopfenlieferant in ganz Südamerika zu werden.

 

 

  

 

Auf den beiden Bildern ist das Hopfenmagazin in der Steinerstraße abgebildet. Jeweils mit an- und abfahrenden Fuhrwerken.

Die Zeit nach dem Krieg war geprägt durch eine Wachablösung in New York, den Wiederaufbau der Simon H. Steiner Hopfen GmbH in Laupheim, und die Entwicklung der St. Galler Firma. Diese bediente die Schweizer Kundschaft und knüpfte die alten Kontakte zu der Tschechoslovakei (Saaz) und zu Jugoslavien (Steiermark und Backa) wieder an. Sam Steiner zog sich vom aktiven Geschäft zurück und übergab seine Anteile an den drei Firmen seiner Tochter Elinor Gimbel. Sie und Julius bevollmächtigten Helmut, den Leiter der St. Galler Firma, das Geschäft in Laupheim wiederaufzubauen. Als Helmut nach Kriegsende zum ersten Mal nach Laupheim kam, fand er die Firma auf dem Nullpunkt. Mit ein paar Reichsmark, die sich in der Kasse befanden, und unter Mitarbeit von zwei ehemaligen, bewährten Angestellten (Karl Haid und Josef Schönle) nahm er die schier unüberwindliche Aufgabe in Angriff. Die Gebäude, Maschinen und das Hopfengut mussten instand gestellt werden, Kunden neu geworben, Bankverbindungen neu angeknüpft werden. Dabei waren ihm ehemalige Freunde in Stuttgart (die Wirtschafts- und Steuerprüferfirma Ott, der zeitweilige Ministerpräsident Reinhold Maier, der Buchhändler Konrad Wittwer) sowie die neu erworbenen guten Beziehungen zu den Behörden der amerikanischen Besetzungsmacht eine erhebliche Hilfe. Die Verfahren zur Rückerstattung und Wiedergutmachung wurden von der Anwälten Drs. Offtermatt aus Ravensburg geführt, mit denen sich eine enge Freundschaft entwickelte.

Langsam aber stetig entwickelte sich das Laupheimer Geschäft. Jede Reise, jeder Versand war mit bürokratischen Schwierigkeiten verbunden: Devisenvorschriften, Ein- und Ausfuhrprobleme, Beschaffung der täglichen Notwendigkeiten für den Betrieb und die Angestellten. Um die Laupheimer Trocknungs- und Verpackungsanlagen auf den neuesten Stand zu bringen und die Gebäude zu renovieren, mussten von den Inhabern der Firma (Elinor Gimbel und Julius Steiner) zusätzliche Geldmittel eingebracht werden. In den 60er Jahren war eine weitere Kapitalspritze nötig, um in Laupheim eine Anlage zur Hopfenextraktion zu errichten. Das Gebiet der Hopfenveredlung war Neuland und wurde von Helmut Steiner und Karl Haid zielbewusst vorangetrieben. Die Anlage, in einem neu erstellten Gebäude an der Ulmer-Straße, kam 1965 unter der technischen Leitung von Rolf Emmerich in Betrieb. Auch in den USA wurden verschiedene Methoden der Extraktion untersucht, und die Firma beteiligte sich an einer großen Anlage (HECA d.h Hops Extract Corp. of America, in Yakima). Gleichzeitig wurde eine neue Generation von leitenden Angestellten herangezogen: Philip Wolfman und Amos Zucchi bei S.S.Steiner, Inc., Werner Sellmer in Laupheim, und Arthur Buschor in St. Gallen. In New York wurden neue und größere Büros an der Madison Avenue Nr.655 bezogen.

 

 

 

Der Erwerb des ersten Unimog 401

In den Jahren nach dem Krieg wurde bei der Firma Steiner in den Maschinenpark investiert. In den Jahren zuvor war auch der Betrieb durch den Krieg ausgelaugt worden. So war auch der Fahrzeugbestand praktisch nicht vorhanden. Der damalige Geschäftsführer Helmut Steiner, kümmerte sich um die Aufstockung des Fuhrparks. Es war Bedarf an einem Fahrzeug welches in der Lage war große Anhänger zu ziehen. Denn der Hopfen wurde in riesigen Säcken (2,5 m hoch 1,20 Durchmesser) am Laupheimer Güterbahnhof angeliefert. Hier waren es unter Umständen gleich mehrere Wagons deren Ladung ins Hopfenmagazin transportiert werden musste.  Ein überlanger Pritschenwagen mit hohen Rungen vorn und hinten war das Transportmittel. Als Zugmaschine kam hier nur der Unimog 401 in Frage.  

Am 11. August 1954 wurde der Unimog 401 mit dem Kennzeichen
FW- 04-7850 (FW für französisch Württemberg) und später mit Biberacher Kennzeichen BC-D 467 auf die Firma Simon. H. Steiner zugelassen.

 

 

 

 

 

Die Beschäftigten der Firma Steiner als Mitarbeiter zu bezeichnen ist nicht korrekt, es waren eher Familienangehörige. So innig war deren Loyalität und Verbundenheit zur Firma. Entsprechend wurde auch der Maschinenpark gepflegt, als wäre der Unimog ein persönliches Eigentum, so wurde mit dem Fahrzeug umgegangen. Der Unimog war ursprünglich in der Wagenfarbe Kieselgrau RAL 7032 ausgeliefert worden. Bei der Firma Steiner wurde der neue Unimog auf die Firmenfarbe, ein Moosgrün RAL 7002, wie der Hopfen, um lackiert. An die beiden Türen wurde der Schriftzug der Firma per Schablone aufgebracht. Übrigens, die Schablone für den Schriftzug existiert noch.

 

 

Das im Erdgeschoss befahrbar Hopfenmagazin hatte eine lichte Höhe von nur 2,20 Metern, so war die Beschaffung des Unimog mit zu öffnenden Verdeck ideal. Der Unimog wurde mit Sitzbänken auf der Ladefläche ausgerüstet. Denn es mussten die Mitarbeiter zum Entladen der Güterwagons zum Bahnhof verbracht und auch geholt werden. Ob bei der ersten Auslieferung auch ein Verdeck für die Ladepritsche dabei war, ist nicht bekannt.

 

 

 

Alfons Münst, ein ehemaliger Mitarbeiter erinnert sich.

 

Alfons Münst berichtete, dass er nach der Ausbildung zum Landwirt zunächst bei der Firma Steiner in der Landwirtschaft beschäftigt war. Er war es auch, der den Unimog in Gaggenau abholen durfte.  

Neben dem Hopfenhandel bewirtschaftete die Firma Steiner auch noch 60 Morgen (15 Hektar) Ackerland. Hier wurde der Unimog für weitere Transportaufgaben eingesetzt. Für die Bewirtschaftung des Ackerlandes wurde jedoch ein amerikanischer Traktor eingesetzt. 

Herr Münst berichtet, dass er oft mit zwei Anhängern beladen ins 86 km entfernte Siggenweiler bei Tettnang fahren musste. In Siggenweiler war ein weiterer Betrieb der Firma Steiner. Hier wurden die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus Laupheim vermarktet. Der Unimog 401 wurde 1969 durch einen Typ 421 ersetzt. Obwohl dieser neue Unimog 50 PS hatte, war dessen Zuleitung nicht viel besser als beim 401. Dies lässt sich durch die großere Getriebeübersetzungen des 421er erklären.

 

 

Der Unimog 401 wechselt den Besitzer.

 

Der Unimog 401 war bis 1969 im Einsatz. Der Fahrzeugpark wurde wiederum erweiterter. Der Unimog 401 wurde durch einen moderneren Unimog 421 ersetzt. Der 421er hatte ebenfalls ein Verdeck. Jedoch wurde kurze Zeit später ein Mercedes-LKW LP 1113 mit großvolumiger Ladefläche angeschafft. So wurde der Unimog 421 nur noch in der Landwirtschaft wenig gebraucht.

Der Unimog 401 wurde an den Landwirt Hans Metzger in Voggenreute bei Ingoldingen im Landkreis Biberach verkauft. Die Ummeldung erfolgte am 22. Juli 1969. In der Landwirtschaft wurde der Unimog eingesetzt und musste arbeiten, jedoch hatte sein neuer Herr ebenfalls einen pfleglichen Umgang mit dem Unimog.

Der Unimog verblieb 41 Jahre in Voggenreute. Als das Fahrzeug nach über vierzig Jahren den Besitzer wechselte war immer noch der Schriftzug an den Türen der Firma Simon H. Steiner. In den letzten Jahren in Voggenreute hatte der Zustand dann doch gelitten.  Es waren noch ein bislang unbekannter weiterer Unimogfan in Besitz des 401. Der Schritt zwischen Ausschlachten und Verschrotten stand kurz bevor.

 

Im Jahr 2010 wechselte erneut der Besitzer. Der Unimog wurde wieder in die Nähe seiner ersten Heimat verkauft. Der neue Besitzer, Otmar Götz ein passionierter Unimog Liebhaber entdeckte den mittlerweile geschundenen Unimog 401 bei dem Bauern. Er erkannte die Seele und die Patina der alten Zugmaschine und setzte diesen technisch vorzüglich in Gang. Restauriert wurde der Unimog nie, nur repariert, so betonte er es. So ist nun auch der einzigartige originale Zustand erhalten geblieben.

Im August 2017, fast genau nach 63 Jahren der ersten Zulassung wurde der Unimog 401 an den vierten Halter verkauft.

 

Pressebericht aus der Schwäbischen Zeitung vom 28.03.2018

 

 

 

Verbindung zur Firma Steiner.

 

Der vierte Besitzer des Unimog ist auch der Autor dieses Berichtes. Mein Vater arbeitete mehrere Jahrzehnte bei der Firma Steiner und unsere Familie bezog im Sommer 1975 eine Betriebswohnung in der unmittelbaren Nachbarschaft der Firmenverwaltung und des Hopfenmagazins. In dieser Wohnung wohnte ich fast genau 20 Jahre. So bin ich mit der Firma aufgewachsen, mit dem ständigen Geruch des Hopfens in der Nase.

Das Hopfenmagazin war für die Familien der Betriebsangehörigen zugänglich. So parkte zunächst das Kettcar, dann das Fahrrad und Mofa und letztendlich mein Auto und Motorrad im Hofenmagazin. Alles was im Lagerhaus stand war vom intensiven Hopfengeruch markiert. Als ich damals immer das Hopfenmagazin betrat, war ich fasziniert vom ruhenden Unimog 421, der mit moosgrünen Farbe und den großen roten Rädern fast ladenneu da stand. 

In den Jahren um 1990 wurde der Firmensitz in Laupheim aufgegeben und nach Mainburg in der bayerischen Hallertau verlagert. Dieser effiziente Schritt war für das Fortbestehen der Firma notwendig geworden. In Laupheim wurden bereits zuvor Produktionszweige dorthin verlagert und in den Jahren vor dem Umzug war kein Hopfensack mehr hier angekommen. 


Der gesamte Gebäudekomplex, welcher ein Straßenquartier umfasste wurde veräußert und das Denkmal-Geschütze Hopfenmagazingebäude wurde letztendlich abgerissen. Neue zeitgenössische Wohngebäude entstanden. Als letztes Souvenir des Hopfenmagazins durfte ich vier der sechs Fenstergitter vom Erdgeschoss demontieren.

 

     

 

Diese Fenstergitter befinden sich heute an meinem Wohngebäude und der Garage in welcher der Unimog nun steht, wenn es was zum Schrauben gibt. Bereits vor rund 50 Jahren stand der Unimog 401 hinter diesen Fenstergittern. Als Garage steht der Unimog nun in seiner eigenen standesgemäßen Hütte, wie auf den folgenden Bilder zu sehen ist.

 

 

 

 

Erinnerung an meinen Onkel 

Als kurz nach dem Erwerb die elektrische Anlage im Unimog 401 repariert wurde, erzählte der Vorbesitzer Otmar Götz, dass vor ein paar Jahren ein Freund und Kollege die Elektrik notdürftig repariert hatte. Jedoch hatte sein Freund vor die Elektrik grundlegend instand zu setzten. Otmar Götz besorgte das Material und der Reparaturtermin sollte vereinbart werden. Die Todesnachricht, dass sein Freund und Kollege überraschen verstoben ist war ein Schock. Wie sich herausstellte war dieser Freund und Kollege mein Onkel Karl Häußler der am Pfingstmontag 2012 verstarb.

 

 

 

 

Bilder vom Unimog

 

 

 

 

 

 

 

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Der Unimog 401

in ehrenhaften Einsatz.


Am Sonntag den 03. Dezember 2017 wurde in der jüdischen Gemeinde Ulm eine neue Tora-Rolle in die Synagoge eingebracht. Sie wird von Hand geschrieben. Mit Gänsefederkiel und Tinte auf Pergament, also Tierhaut. Vorzugsweise der von koscheren Tieren wie Kühen, Ziegen oder Schafen. Ungefähr ein Jahr lang arbeitet ein Sofer, so heißen in Israel die ausgebildeten Schreiber für kunstvolle Handschrift, an einem Exemplar. Im Ort Migdal Ha-Emek, in der Nähe von Nazareth, entsteht gerade die neue Tora-Rolle für die jüdische Gemeinde von Ulm.


Möglich gemacht hat die Anschaffung ein Spendenaufruf, den Rabbiner Shneur Trebnik und OB Gunter Czisch im Dezember 2016 gestartet hatten. Die jüdische Gemeinde hatte zunächst selbst gesammelt, doch die Anschaffung war zu teuer für die knapp 500 Mitglieder umfassende Religionsgemeinschaft. Denn eine solche Rolle kostet rund 40.000 Euro. Den Großteil der Summe macht der Jahreslohn für den Schreiber aus, der Rest entfällt auf das Material: knapp 40 Meter Pergament (mit einer Höhe von rund 50 Zentimetern), das Holz der Stäbe, silberne Verzierungen und eine Hülle, die das kostbare Stück schützt und schön bestickt ist.

Rabbiner Trebnik freut sich, dass die Finanzierung inwischen steht. In den Spenden der nicht-jüdischen Personen sieht er „eine neue Gemeinsamkeit der Ulmer zur jüdischen Gemeinde: Dann bleibt die Verbindung nicht in der Vergangenheit verhaftet, wie beim jährlichen Gedenken am 9. November auf dem Weinhof, sondern sie besteht auch in der Gegenwart“, erklärt der Rabbiner.

Das Einbringen der neuen Tora ist ein großes Fest der Gemeinde und wird mit einem kleinen Umzug durch die Stadt begleitet. Weil es im Judentum üblich ist, sich bei freudigen Anlässen auch trauriger Ereignisse zu erinnern, sprach Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden die jüngsten Beschädigungen an der Synagoge an, die er als „Anschlagsserie“ bezeichnete. „Ob das Vandalismus war oder Antisemitismus, ist gleichgültig.“ Tatsache sei allerdings, dass Menschen nicht davor zurückschrecken würden, Hand an eine Synagoge zu legen.

 

„Antisemitismus ist in allen Gesellschaftsschichten zu finden“, mahnte Lehrer. „Es sind nicht nur die glatzköpfigen Männer in Springerstiefeln, das wäre zu einfach.“ Der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien wie der AfD speise sich gerade aus der Mitte der Gesellschaft, entlang derer man sich orientiere, die aber nicht unverrückbar sei. In Ulm solle nun die Tora als Licht für den richtigen Weg dienen.

 

Auch Staatssekretär Martin Jäger erinnerte an die „antisemitischen Vorfälle“ an der Synagoge. Er lobte Polizei und Stadt, die schnell reagiert hätten, und forderte: „Wir sind alle in der Pflicht, die jüdische Gemeinde nie wieder alleine zu lassen.“ Oberbürgermeister Gunter Czisch mahnte, Haltung zu zeigen: ob gegenüber „Dumpfbacken“ wie jenen, die die Synagoge beschädigt hatten, oder verräterischer Sprache gegenüber. Ulm solle Heimat für alle sein. Die jüdische Gemeinde belebe die Stadt und habe sich zum Motor entwickelt. „Wenn wir diesen Weg gemeinsam beschreiten, ist jüdisches Leben wieder Normalität in unserer Stadt.“

Vom Rathaus zur Synagoge

 

In einem feierlichen Umzug mit Tanz und Gesang brachten die jüdische Gemeinde Ulms und viele Rabbiner aus ganz Deutschland die neue Tora-Rolle am Sonntagnachmittag in das Gemeindezentrum am Weinhof. Natürlich nicht, bevor sie im Rathaus vollendet wurde. Während Jakubowski, Jäger, Czisch und Lehrer dabei jeweils neben Rabbiner Ginzburg saßen, schrieb Rabbi Shneur Trebnik selbst den letzten Buchstaben des letzten Wortes der Tora: „Israel.“

 

Begleitet bzw. angeführt wurde der Umzug durch den Unimog 401. Auf der Ladefläche waren die Lautsprecher für die Musik.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder vom Frühjahr 2021

 

 

 

 

 

 

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